Warum wir Trauer nicht unbewältigt lassen dürfen

Allgemein
Trauerpraxis Sonja Russ Wien: Trauer begleiten, Trauer bewältigen

Dass die Zeit alle Wunden heilt, ist ein weit verbreiteter Irrtum. Heute wissen wir: Trauerbewältigung ist ein aktiver Prozess und einen Verlust anzunehmen, ist Arbeit, die uns niemand abnehmen kann – auch nicht die Zeit. Im Sinne unserer Gesundheit sollten wir uns dieser Aufgabe aber stellen, denn die Folgen unbewältigter Trauer sind gravierend.

Trauer ist mehr als traurig sein

Wenn wir jemanden oder etwas verloren haben, werden wir von einer Fülle (teils sogar widersprüchlicher) Emotionen überwältigt: Traurigkeit ist nur eines von vielen Gefühlen, die wir in dieser Situation empfinden. Mindestens genauso häufig melden sich Schuldgefühle, Wut oder Verzweiflung zu Wort.

Deshalb ist Trauer im Gegensatz zur Traurigkeit, die als begleitende Emotion eines Verlustes verstanden werden kann, kein flüchtiges Phänomen: Meist dauert es lange, einen tief empfundenen Abschied zu bewältigen, denn wirkliche Trauerarbeit geht über die Auseinandersetzung mit äußerlichen Phänomen und einer einzelnen Emotion hinaus: Sie versucht der Komplexität des Verlustes gerecht zu werden.

Trauer nimmt Einfluss auf den Körper

Die erfolgreiche Bewältigung eines Verlustes ist aber nicht nur für unsere Psyche, sondern auch für unseren Körper wesentlich, denn sie hat signifikanten Einfluss auf das (gesundheitliche) Wohlbefinden.

Vielleicht haben Sie schon vom sogenannten „Kummer-Effekt“ gehört: Young, Benjamin und Wallis fanden in einer Studie unter 4.486 Witwern im Alter von über 54 Jahren in England und Wales heraus, dass die Witwer im Gegensatz zu altersmäßig vergleichbaren verheirateten Männern ein halbes Jahr nach Verlust der Partnerin ein höheres Risiko hatten, selbst zu versterben. Wenn dies der Fall war, konnten degenerative Herzerkrankungen und Kreislaufprobleme besonders häufig als Ursache benannt werden. Es scheint also gar nicht weit hergeholt, von den Auswirkungen eines „gebrochenen Herzens“ zu sprechen.

Laut Prof. Götz Fabry sind 20-30% der Verwitweten außerdem über das erste Jahr hinaus psychisch oder psychiatrisch auffällig. Hinterbliebene würden auch durchschnittlich häufiger zu Suchtmitteln wie Alkohol, Tranquilizern oder Nikotin greifen.

Auch wenn nicht jede Trauer derart komplexe Reaktionen auslöst, pathologisch wird und psychotherapeutisch zu behandeln ist, macht es Sinn, im Trauerprozess auf Unterstützungsangebote zurückzugreifen, wenn Emotionen überwältigen oder innere Konflikte belasten. Denn Unbewältigtes bahnt sich seinen Weg an die Oberfläche – mit sichtbaren wie unsichtbaren Konsequenzen.

Wenn Sie unsicher sind, ob oder wie Sie diesen Schritt wagen sollen, berate ich Sie gerne.